Unsere Zeit ist endlich. Das wissen wir alle. Wer heute 40 ist, hat noch etwa 400‘000 Stunden seines Lebens übrig.
Etwa ein Drittel davon geht für Lebensnotwendiges wie Schlafen und Essen drauf. Und jede Stunde, die verrinnt, ist für immer verronnen.
Auf Geld trifft das nicht zu: Wer heute 100 Euro ausgibt, kann sie ganz einfach wieder dazu verdienen.
Trotzdem zerbrechen wir uns oft lieber den Kopf über die Frage „Find ich da nicht etwas Günstigeres?“ als einmal gründlich darüber nachzudenken „Was will ich eigentlich mit der Zeit, die mir noch bleibt, wirklich anfangen?“
400‘000 Stunden klingt viel. Aber weisst du, wie viele Wochen du in deinem ganzen Leben insgesamt zur Verfügung hast? In Europa haben Frauen eine Lebenserwartung von etwa 85 Jahren. Damit bleiben uns 4420 Wochen von der Geburt bis zum Sterbebett.
(Das ist übrigens endlich mal ein Gap, bei dem Frauen besser wegkommen, als Männer: Unser Leben ist im Schnitt 260 Wochen länger.)
Nur was machen wir mit unserer Zeit?
Carla Frauenfelder ist eine, die ihrem Herzen folgt. Als ich sie erreiche, ist sie gerade für eine Kreativpause auf der toskanischen Insel Elba. „Ich schöpfe Inspiration und lade meine Batterien auf“, sagt sie mit glänzenden Augen. Zu Hause in der Schweiz hat sie einen kräftezehrenden Rechtsstreit hinter sich.
2020 eröffnet Carla in Gottlieben am Bodensee ihr localholic Haus mit Café, Gästezimmern, Kreativ-Workshops und Erlebnistouren. Trotz Corona läuft der Sommer gut: „Die Menschen waren hungrig nach Erlebnissen. Und sie sind so dankbar: Das ist das Allerwertvollste für mich.“
Anders als die Pandemie machen ihr die Nachbarn das Leben wirklich schwer. Ein Formfehler der Gemeinde stellt ihre Nutzungsbewilligung infrage und die ruheliebenden Anwohner ergreifen die Chance. Carla muss ihr Café schliessen, die Rechtsversicherung deckt die Anwaltskosten nicht.
Warum sie trotzdem kämpft? Psychologen forschen schon seit Jahrzehnten darüber, was eigentlich wirklich glücklich macht.
Was macht eigentlich wirklich glücklich? Zeit oder Geld?
Guess what: Viel Geld, eine Vorzeigekarriere, und ein neues Smartphone gehören nicht dazu. Sie werden einfach allzu schnell zur Gewohnheit. Abends auf dem Heimweg noch die Arbeitsmails checken, macht eben auch auf einem ultra-schicken IPhone keinen Spass. Erst recht nicht, wenn der Sitznachbar die neuere und viel bessere Version in der Hand hat.
Soziale Kontakte, anderen Menschen eine Freude machen und bewusstes Geniessen sind dagegen echte Glücksbringer. Und für all das steht Carlas Begegnungshaus am Bodensee.
Laurie Santos, Psychologieprofessorin an der Unversität Yale, hat noch mehr Tipps für ein glückliches Leben. Ihre Vorlesung „The Science of Well-Being“ ist kostenlos online verfügbar. (Sie lohnt sich schon allein deshalb, weil Neues lernen eben auch nachweislich glücklich macht.)
Ein ganz wichtiger Baustein zum Glück ist laut Santos Zeitreichtum. Sie zitiert mehrere Studien, die eine traurige Wahrheit unserer Gesellschaft offenbaren: Zwar ist den meisten Menschen Geld wichtiger als Zeit.
Wer aber Zeit vorzieht, ist im Schnitt deutlich glücklicher.
Auch auf die Frage, wie diese Zeit am besten genutzt wird, hat die „Wissenschaft des Wohlbefindens“ eine Antwort: Genug Schlaf und Bewegung sind nicht nur gesund, sie sind die Grundlage für Zufriedenheit. Meditieren macht glücklich. Genauso wie Zeit mit anderen Menschen verbringen. Für Social-Media-Zeit gilt das aber nicht. Psychologen unterscheiden hier zwischen aktiv und passiv verbrachter Freizeit. Das Dilemma kennst du vielleicht auch: Gerade wenn wir müde und gestresst sind, greift die Hand wie automatisch zum Smartphone um kurz noch durch die sozialen Medien zu scrollen. Für Aktiveres fehlt einfach die Energie. Aber hast du dich jemals danach erfrischt und ausgeruht gefühlt?
Glück besteht, so Psychologieprofessorin Santos, nicht aus dem grossartigen Lebenstraum, den wir uns durch harte Arbeit erfüllen. Sondern aus kleinen Glücksmomenten im Alltag, die wir bewusst geniessen.
Auch das ein Grund, warum die Unternehmerin Carla Frauenfelder ihre Arbeit liebt: „Ich kann dadurch den Menschen Erlebnisse im Alltag ermöglichen. Das macht mich lebendig.“
Wie sieht Dein Alltag aus? Was hast du letzte Woche gemacht, die ja schliesslich eine von den gerade einmal 4420 Wochen war, die du hast?
In welchen Momenten warst du letzte Woche so richtig glücklich, fallen dir drei konkrete Situationen ein?
Für mich war das der ruhige Abend mit einem Glas Rotwein zusammen mit meinem Mann, als die Kinder nach einem tollen Tag im Wald so richtig früh ins Bett gegangen sind. Beim Schwimmen habe ich mich letzte Woche pudelwohl im Wasser gefühlt. Und dann erinnere ich mich noch an eine Mail mit einem unglaublich netten Dankeschön von einem unserer Solarbalkon-Kunden.
Carla geht in ihrer Freizeit am liebsten Kayak fahren auf dem Bodensee. Und das wird sie ab April auch wieder machen, denn sie hat den Rechtsstreit gewonnen. Medien, die Gemeinde und vor allem die Menschen vor Ort standen hinter ihr. „Kurz vor Weihnachten 2021 kam die Entscheidung vom Kanton: Wir können wieder öffnen.“
„Zeit zu haben ist mein grösster Luxus.“
Carla Frauenfelder
Acht Monate arbeiten, vier Monate frei: so sieht ihr Plan für die kommenden Jahre aus. „Zeit zu haben ist mein grösster Luxus. Ich kann auch mit wenig Geld glücklich leben.“ Das sieht man: Ihre Auszeit auf Elba verbringt sie in einem Anwesen, das in den Sommermonaten als Bed and Breakfast dient. Carla kümmert sich während der Winterabwesenheit der Besitzer um die Katzen. Und wohnt deshalb ganz umsonst hier.
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Tausend Dank. Marie